Wie ein Nein Sie zum Zeitmillionär macht

„Nein! Nein! Nein! Ich räume mein Zimmer jetzt nicht auf!“ Wie einfach es doch als Kind war, nein zu sagen, wenn Sie etwas nicht wollten. Aber jetzt? Jetzt fällt es den meisten schwer, deutlich nein zu sagen. Und warum? Weil Sie und ich soziale Wesen sind, die die Gegenreaktion scheuen und so lieber ja und Amen sagen als „Nein, ganz sicher nicht“, wenn uns jemand etwas anbietet oder uns um etwas bittet. Und weil ein Nein für uns auch gleich Ablehnung bedeutet, das Beziehungen zerstört oder Hoffnungen zunichtemacht, streichen wir dieses kleine Wort viel zu oft aus unserem Wortschatz.

Das verstehe ich zu gut, denn es ging mir lange Zeit auch so. Bis ich gemerkt habe, dass ich Einfluss auf die Reaktionen meines Gegenübers habe. Denn sie hängen vorrangig davon ab, wie ich nein sage – ich bestimme, wie der andere mit der Weigerung umgehen kann.

 

Dem Teufelskreis entkommen

Denn wenn auch Sie wie ich ein Zeitmillionär werden wollen, müssen Sie halt immer mal wieder ein klares Nein vertreten. Sagen Sie zu oft ja, nur um ein unangenehmes Nein zu vermeiden, dann werden Sie immer mehr Dinge am Hals haben, die Sie eigentlich gar nicht machen wollen. Hier noch ein Kuchen für den Schulbasar, da noch dem Nachbarn beim Heckeschneiden helfen, hinterher eben noch dem Staubsaugervertreter zehn Minuten geschenkt. Ein Teufelskreis … Und irgendwann platzt Ihnen der Kragen und Sie legen all diese aufgestaute Verärgerung in ein einziges Nein. Dann sind es nicht die vielen unausgesprochenen „Sorry, aber darauf habe ich jetzt keine Lust“, sondern dieses eine Nein, das Beziehungen kaputtmacht und Brücken einreißt.

Lassen Sie es also erst gar nicht so weit kommen! Formulieren Sie ein elegantes Nein, das den anderen nicht verärgert, sondern ihn vielleicht sogar zu einer besseren Entscheidung bringt. Damit machen Sie es Ihrem Gesprächspartner leichter, das Nein zu akzeptieren und Sie eröffnen ihm die Chance, überlegt und wohlwollend mit der neuen Situation umzugehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie beide daraus gestärkt hervorgehen, ist groß. Und schon allein diese Aussicht wird es Ihnen einfacher machen, sich zu einem ehrlichen Nein zu entschließen.

 

Was den anderen glücklich macht

Bevor Sie nun kategorisch Nein sagen, überlegen Sie zunächst, wie Ihr Verhältnis zu Ihrem Gesprächspartner gestrickt ist. Ist es ein loser Bekannter, ein guter Freund oder jemand aus Ihrer Familie? Daran angepasst können Sie die Worte wählen, mit denen Sie Ihr Nein begründen.

Der Bekannte will die Wahrheit höchstwahrscheinlich nicht hören. Das heißt nicht, dass Sie lügen sollen. Aber wählen Sie Ihre Worte so, dass der andere nicht verletzt wird, sondern sie annehmen kann und ein positives Resultat daraus zieht. Einem guten Freund oder einem Familienmitglied dagegen können Sie ruhig offen begegnen: „Du, ich hab’ heute einfach keine Lust etwas zu unternehmen.“ Sie werden das sicherlich verstehen.

Zum anderen und mindestens genauso wichtig ist, dass Sie ein Nein verträglich gestalten. Dies gelingt Ihnen, indem Sie Ihrem Gegenüber gleichzeitig eine andere Lösung präsentieren als die von ihm vorgeschlagene. Versetzen Sie sich in die Lage des anderen und überlegen Sie sich, welche möglichen Alternativen Sie ihm vorschlagen können: Was genau ist sein Vorhaben und gibt es einen für beide angenehmeren Weg, dieses Vorhaben umzusetzen? „Tut mir leid, ich kann heute keinen Kuchen mehr für dein Event backen. Aber wie wäre es, wenn ich hinterher beim Abbau helfe?“

Ihr Vorschlag kann Sie auch ganz aus der Affäre ziehen – eine Idee oder Lösung, die unabhängig von Ihnen ist, auf die der andere jedoch noch gar nicht gekommen ist.

 

Das optimale Nein

Aber nicht nur der Vorschlag einer Alternative und Ihre Wortwahl sind für die Reaktion des anderen ausschlaggebend. Ihr perfektes Zeitmillionär-Nein geben Sie von sich, wenn Sie es mit dem richtigen Gesichtsausdruck – Ihrem charmantesten Lächeln – unterlegen.

Mit diesen Schritten machen Sie es nicht nur Ihrem Gegenüber leichter, mit Ihrem Nein umzugehen, sondern auch sich selbst. Sie brauchen kein schlechtes Gewissen zu haben, weil Sie ihm gefühlt vielleicht etwas weggenommen haben, was er sich gewünscht hat. Sie brauchen keine Angst mehr zu haben, den anderen traurig zu machen oder gar zu verletzen.

Deswegen sage ich Ihnen: Ein offenes und gut gewähltes Nein ist auf lange Sicht immer die beste Wahl – nicht nur für den, der antwortet, sondern auch für den, der fragt. Denn drücken Sie ein Nein richtig und mit guter Begründung aus, erspart es Ihnen und Ihrem Gesprächspartner in den meisten Fällen viel Zeit und Nerven sowie unnötigen Frust und bittere Enttäuschung.

Seit ich genau das erkannt habe, fällt es mir viel leichter, nur noch dann ja zu sagen, wenn ich es auch wirklich möchte. Entsprechend verwende ich meine Zeit nur noch auf Dinge, die es mir wert sind. Ich habe die Zeitmillionärs-Kunst des Nein-Sagens gelernt.

No Comments

Post A Comment